Stellungnahme - Insulinpotenzierte Therapie

Stellungnahme der Arbeitsgemeinschaft Prävention und Integrative Onkologie (PRIO) in der Deutschen Krebsgesellschaft Insulinpotenzierte Therapie

17.08.2024

Unter der sog. „insulinpotenzierten Therapie“ versteht man eine gleichzeitige Chemotherapie und Gabe von Insulin, welches den Zuckerstoffwechsel beeinflusst. Es wird behauptet, dass durch die gleichzeitige Insulingabe die Dosierung der Chemotherapiemittel erheblich niedriger gewählt werden kann, ohne einen Verlust der Wirksamkeit in Kauf nehmen zu müssen. Hierdurch sollen angeblich bei der Therapie auch die Nebenwirkungen wesentlich verringert werden können.


Diese Therapie wird Patienten mit Erstdiagnose einer Tumorerkrankung angeboten und soll angeblich eine Operation oder Strahlentherapie ersetzen. Fast gleich gute Ergebnisse sollen angeblich bei fortgeschrittenen Tumoren als Alternative zu einer normalen Chemotherapie erreicht werden. Auch bei fortgeschrittenen Tumorerkrankungen mit Rezidiv oder Metastasen soll die insulinpotenzierte Therapie angeblich sogar Heilungsmöglichkeiten bieten.


Während einer insulinpotenzierten Therapie sinkt der Blutzucker bewusst gesteuert auf Werte um 25-35 mg% ab (normale Werte liegen um 100 mg%). In dieser Situation der Unterzuckerung werden die Mittel der Chemotherapie in niedriger Dosis gleichzeitig mit einer Glucoseinfusion gegeben.
Es wird behauptet, dass Tumorzellen, wenn sie ihre Membranen öffnen, um den Zucker aufzunehmen, dabei auch die Chemotherapiemittel vermehrt in die Tumorzelle aufnehmen. Deshalb seien nur geringe Dosen nötig, die dann auch die gesunden Zellen nicht schädigen.

Dieses in der Theorie einleuchtende Modell wird für Patienten insbesondere dadurch attraktiv, dass wegen der geringen Mengen der Chemotherapie kaum Nebenwirkungen auftreten.


Wissenschaftlich betrachtet gibt es keine Beweise für diesen Mechanismus.
Eine systematische Durchsicht der wissenschaftlichen Literatur zeigt, dass es zur insulinpotenzierten Therapie keine fundierten Untersuchungen bei Tumorpatienten gibt. Die behaupteten hohen Erfolgsraten können in keiner Weise durch wissenschaftliche Studien belegt werden.


Aufgrund fehlender Daten zur Wirksamkeit der Methode muss von ihr dringend abgeraten werden, da eine niedrig dosierte, i.d.R. den heutigen Leitlinienempfehlungen nicht entsprechende Therapie gegeben wird, die den Patienten eine Wirksamkeit bei deutlich verminderten Nebenwirkungen suggeriert.

 

 

 

Hier können Sie die offizielle Stellungnahme der PRiO herunterladen: 

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